Spotlight on: Stefan Georg (CTO)

Ich bin Innenstadt

Das Beobachten und Analysieren hilft uns das öffentliche Leben in einer Stadt zu verstehen. WHAT A LOCATION! betreibt einen hohen Aufwand, um Menschen und ihre Interaktionen mit dem urbanem Raum zu messen und zu analysieren. Mit diesen Erkenntnissen können wir das „Leben“ einer Stadt abbilden und versuchen an unterschiedlichsten Stellen Verbesserungen zu erwirken. Die Möglichkeit dieses Wissen mit Daten von Unternehmen aus dem Einzelhandel, der Immobilienbranche, Werbung und Stadtplanung zu kombinieren ist technologisch äußerst reizvoll. Dieser Aufgabe möchte ich mich als neuer Chief Technical Officer von WHAT A LOCATION! widmen, denn auch ich bin Innenstadt und ich möchte meinen Kindern einen lebenswerten urbanen Raum zum Leben hinterlassen.

Unsere Städte sind einzigartig, keine Historie gleicht einer anderen. Unterschiedliche kulturelle Einflüsse, historische Ereignisse und die natürliche Umgebung ließen jede Stadt zu einem Unikat heranwachsen. Was allerdings in den letzten Jahren zunehmend in Vergessenheit geraten ist, ist die Stärke ihrer Authentizität. Die aktuelle Pandemie entfacht, wie ein Katalysator, die seit Langem brodelnde Flamme namens Innenstadt zu einem wahren Inferno, wenn wir nicht aufpassen.

WHAT A LOCATION hat das Verhalten der Menschen in 25 deutschen Großstädten von 2019 bis 2020 genau untersucht und verglichen. Natürlich gab es keine Überraschungen, da jeder aus eigener Erfahrung weiß, wie er das Jahr 2020 verbracht hat. Doch der Beweis durch valide Daten lässt uns erst begreifen, welchen Einfluss die Bewohner einer Stadt auf das Überleben ihrer Innenstadt hat. Aktuell verändert sich nicht nur der Handel als Stadteinheit, sondern das Ökosystem »Innenstadt« als Ganzes. Und vieles, was wir uns in unserem Bewegungsmuster während dieser Zeit gezwungenen Maßen antrainiert haben, wird langfristig bestand haben. Denn es geht nicht nur darum, dass vielerorts alte A-Lagen heute B-Lagen sind und umgekehrt.

Dass aktuell viele Menschen auf alternative Fortbewegungsmittel zurückgreifen, ihr Konsumverhalten den aktuellen Angeboten anpassen oder sich grundsätzlich mehr mit ihren Kiezen auseinandersetzen, hat Einfluss, und zwar auch auf den Immobilienmarkt. Die Bedürfnisse unserer Bewohner haben sich kurzfristig geändert und ein Großteil merkt, wie einige dieser Aspekte ihr Leben positiv beeinflussen. Diesen Umstand möchte man natürlich auch langfristig beibehalten, denn eine gesteigerte Lebensqualität gibt niemand so schnell wieder auf.

Auch umgekehrt hat die aktuelle Situation in Deutschland negative Aspekte unserer Gewohnheiten schneller aufgezeigt, als uns lieb war. Genau diese neuen Herausforderungen und Chancen benötigen dringend eine kritische Reflexion vorheriger urbaner Strukturen und Ideen, wie wir das Ökosystem Innenstadt neu denken können. Jeder, der entlang der Stadtentwicklung mitwirkt, muss bei seiner Betrachtung die Stadtentwicklung in ihrer aktiven Rolle verstehen. Die Pandemie ist eine Chance und dass die Bewohner unserer Städte bereit sind, sich anzupassen, beweisen Daten.

Doch in welchen Atmosphären können neue Ideen wachsen? Zunächst muss sich das Verständnis darüber entwickeln, dass das reine Aufrechterhalten von Innenstädten durch finanzielle Unterstützung zur Überbrückung der Krise keineLösung mit Bestand ist. Betrachten wir die Hilfen lieber als eine Erste-Hilfe-Maßnahme, mehr nicht. Innovative und kreative Ideen, welche die Meinung und Bedürfnisse der Bürger widerspiegeln, sowie eine ganze Menge Mut und Wandel – diese Faktoren tragen zur langfristigen Stabilisierung bei.  

Die Rückbesinnung auf das Eigene wird benötigt und nicht noch ein Shoppingcenter mit polierter Fassade. Die Menschen sehnen sich nach authentischen Orten, wo man sich gerne trifft und Zeit verbringt. Orte mit Persönlichkeit, mit Ecken und Kanten als Kern ihrer Natur. Und wenn man sich dem nicht annimmt, dann werden wir Bürger eben selbst aktiv und kreieren diese Ort ein unseren Kiezen ganz ohne die Unterstützung der verantwortlichen Akteure. Bereits heute kann man diesen verselbstständigten Wandel hier und da erkennen.

Die Vorstellung, dass wir mit unserer Arbeit langfristig dazu beitragen können, all diese Fragen zu beantworten stimmt mich zuversichtlich. Am Ende wollen wir nicht nur die Bewegung von Passanten auswerten, sondern Aufschluss über unzählige Fragen und Herausforderung unserer Innenstädte geben. Dafür ist es zwingend notwendig, dass wir Unternehmen aus Einzelhandel, Immobilien, der Vermarktung und Stadtplanung zusammenbringen. Jeder ist von jedem abhängig. Einen 'Digital Urban Business Twin' zu erschaffen wird für mich eine spannende Aufgabe, mit einem großen gesellschaftlichen Nutzen. Ich freue mich sehr darauf vielleicht auch mit Ihnen bald zusammenzuarbeiten. Ihr Stefan Georg (stefan@whatalocation.io).

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